In ihren aktuellen Werken hat Gosia Richter wieder zu ihrem favorisierten Material Papier zurückgefunden.
Seit 2013 beschäftigt sie sich dabei mit der Technik der Décollagen der 50er/60er Jahre und erschafft ihre so genannten „Puzzle-Décollagen“.
Die Grundform dieser Arbeiten sind aus Holz gesägte, überdimensionale Puzzle-Teile, auf denen alte, ramponierte und vom Wetter gezeichnete Plakatschnipsel neu arrangiert werden. Veranstaltungsplakate aus dem öffentlichen Raum werden abgerissen, Schicht für Schicht voneinander getrennt und die Schnipsel in einem kreativen, ungeplanten Schaffungsprozess neu zusammengefügt.
Wieder steht zu Beginn der Arbeit der Akt der Zerstörung, doch die Künstlerin selbst sagt: „Zerstörung - nicht Vernichtung“. Denn entgegen des schnelllebigen, digitalen Zeitalters verwandelt sie Vergängliches in etwas Bleibendes. Sie nimmt die Plakate, die in mehreren Schichten übereinander bestehen und geht auf
Entdeckungsreise, indem sie diese voneinander löst. So tauchen längst vergessene Zeitzeugen auf. Für einen Blick hinter die äußere Fassade wühlt Gosia Richter im Papier, zerfleddert und durchforstet es, um in einem kreativen Schaffensprozess neue Bilder entstehen zu lassen. Dabei lässt sie das Alte nicht los, sondern rettet es hinüber in die Gegenwart. So erhält Gosia Richter die Geschichte der Plakate auf ihre Weise und lässt dem Papier dennoch Raum sich im wahrsten Sinne des Wortes zu entfalten.
In ihren Arbeiten nutzt Gosia Richter den Prozess der Zerstörung als einen reinigenden, suchenden Akt nach einer neuen Form - einer persönlicheren Aussage. Zuerst steht das Loslösen, Loslassen, um dann aus altem Material Neues zu schaffen - ohne die Vergangenheit zu vergessen.Die Künstlerin selbst bezeichnet es als „Das Werden im Entstehungsprozess“.
Sie ermöglicht dem Betrachter einen Blick hinterden ersten Schein, unter die Oberfläche und initiiert auch in ihm einen Entwicklungsprozess.